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Der besondere Student: Luki | Zurück
Sport sollte zugänglich für alle sein. Das ist aber leider nicht immer so. Mitglied in einem Sportverein zu sein, das kostet Geld. Ein Beitrag, der nicht bei allen am Ende des Monats einfach so übrig ist. Umso wichtiger also, dass die Stadt gute Plätze schafft, die vereinsunabhängig genutzt werden können – und zwar von allen. Luki ist Mitbegründer des Vereins Our Court, der sich genau diesem Problem widmet.Magst du dich kurz vorstellen?
Ich bin 23 Jahre alt, studiere Englisch und Sport auf Lehramt im 1. Mastersemester und spiele Basketball seit ich fünf Jahre alt bin.
Basketball ist also dein Ding. Welche Stationen gab es da bisher. Und was macht diesen Sport für dich so besonders?
Gerade spiele ich in Linden bei den Linden Dudes, mittlerweile auch nur noch hobbymäßig. Ich habe ziemlich früh angefangen mit Basketball und bis ich 19 Jahre alt war, bis zur Pandemie, habe ich das als Leistungssport gemacht. Ich war beispielweise mit 14 Jahren bei den deutschen Meisterschaften, war im erweiterten Deutschlandkader für meinen Jahrgang und habe Jugendbundesliga und Nachwuchsbundesliga gespielt in Braunschweig. Mein letzte Station war ein hannoversches Team in der 4. Liga, aber das Team wurde zur Pandemie aufgelöst, weil die Verträge nicht mehr gezahlt werden konnten. Die 4. Liga ist im Basketball in Deutschland die erste Liga, die professionell spielt. Ich würde das mal halbprofessionell nennen. Bei dieser letzten Station habe ich auch meinen Our-Court-Kollegen und besten Freund Arthur kennengelernt. Besonders ist Basketball für mich durch die ganzen Erfahrungen und vielen Begegnungen, die ich machen durfte und darf. Viele Freundschaften sind entstanden. Und generell war die Sportart ein ständiger Begleiter meines Lebens.
Damit kommen wir schon direkt zum Thema: Du bist einer der Mitbegründer von „Our Court“. Magst du kurz vorstellen, was sich dahinter verbirgt?
Our Court ist ein gemeinnütziger sozialer Verein, der sich mit dem Bau, der Renovierung und einfach mit der Instandhaltung von Basketball-Freiplätzen in Hannover beschäftigt. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, dürfen wir keine Gewinne generieren. Alle Vorstandsmitglieder machen ihre Arbeit ehrenamtlich und aus Überzeugung. Wir glauben an das soziale Potenzial von Freiplätzen. Zudem befassen wir uns auch intensiv mit der künstlerischen Gestaltung dieser Plätze. Das war schon immer ein Ziel, aber auch schon immer ein bisschen schwierig. Mittlerweile konnten wir aber beispielsweise erstens durchsetzen, dass am Welfenplatz ein ganz neuer Platz mit neuer Korbanlage gebaut wurde. Und zweitens, dass dort ein Graffiti-Künstler beauftragt werden konnte, den Boden künstlerisch zu gestaltet. Das ist dann halt einfach echt cool. Basketball auf Freiplätzen wird ja auch Streetball genannt. Und darum wollten wir das eben auch gerne ein bisschen „Artsy“ gestalten, um es noch attraktiver zu machen. Wir sehen Our Court vor allem als Katalysator an. Menschen sollen sich begegnen auf diesen Freiplätzen. Wir glauben, dass Basketball-Freiplätze eine perfekte Möglichkeit sind, um sich niedrigschwellig kennenzulernen. Das sind vereinsunabhängige Orte und damit funktioniert das total inklusiv. Das sind Orte für alle Nationalitäten, für alle Altersgruppen. Und sie sind gerade für neue Menschen in Hannover super praktisch. Es sind natürlich auch Orte, an denen internationale Krisen spürbar werden. In den vergangenen Jahren habe ich beispielsweise viele ukrainische Menschen auf Freiplätzen getroffen. Wir haben uns kennengelernt, uns ausgetauscht. Ich habe Vereine weiterempfohlen. Freiplätze sind für alle Menschen zugänglich, alles ist gratis und es ist auch total egal, wie du dort aufläufst, ob mit oder ohne Basketballschuhe. Jeder und jede kann jederzeit kommen und findet eigentlich immer Leute zum Basketballspielen. Beim Streetball, wenn 3 gegen 3 gespielt wird, gilt „Winner stays“. Dadurch lernt man, im Team zu funktionieren, auch wenn das Team vielleicht noch total fremd ist. Es ist richtig schön, diese Begegnungen zu beobachten oder eben selbst zu machen.
Wenn ich an solchen Plätzen vorbeikomme, sehe ich meistens Jungs oder Männer …
Es stimmt, Basketball-Freiplätze sind in der Regel sehr männlich dominiert. Das ist ein Grund, warum die Our-Court-Events Möglichkeiten schaffen, verschiedene Teams durchzumischen und alle teilhaben zulassen. Natürlich lieben wir auch einfach Basketball, aber wir als Our Court sehen in diesen Freiplätzen wie gesagt ein soziales Potenzial. Wir wünschen uns dort Begegnung. Wir möchten, dass sich dort die unterschiedlichsten Menschen kennenlernen, aus den verschiedensten Haushalten, Ländern und Schichten. Wir alle haben bereits Freundschaften auf Freiplätzen schließen können. Wir treffen tatsächlich besonders häufig Menschen, die ihr Heimatland verlassen mussten. Basketball ist hier eine Brücke, die verbindet und soziale Grenzen aufbricht. Our Court erschafft letztlich neue offene Räume für alle. Um das zu erreichen, bieten wir unsere Expertise an und arbeiten Hand in Hand mit der Stadt und der Politik zusammen.
Wie ist es zur Gründung des Vereins gekommen?
Unser Vorstandsvorsitzender Arthur hatte die Idee aus der Frustration über den Zustand der Freiplätze in Hannover heraus. Arthur hat in der 3. Liga Basketball gespielt. Und er war immer viel auf den Freiplätzen unterwegs, gerade in der Off-Season. Ihn hat genervt, dass es so wenig Plätze gab, aber auch, dass kein einziger Freiplatz in Hannover den Mindeststandards entsprach. Das sind ein ebener Untergrund, genormte Korbanlagen mit Originalhöhe und eine offizielle Linierung. Das klingt eigentlich relativ banal, man sollte vermuten, dass relativ viele Plätze das einhalten, aber das ist tatsächlich selten der Fall. Und wenn zum Beispiel ein Netz am Korb kaputt war, hat es manchmal Monate gedauert, bis die Stadt das erkannt und erneuert hat. Die Stadt legt auch gerne Fußballplätze und Basketballplätze zusammen, was meistens für beide Gruppen nicht unbedingt optimal ist, weil irgendwer immer einen Ball an den Kopf bekommt. Niemand wusste, wer dafür überhaupt zuständig ist. Es war und ist sozusagen eine „Marktlücke“. Also hat Arthur zusammen mit ganz vielen Freund*innen Our Court gegründet. Wenn es niemand macht, muss man es halt selbst machen.
Was ist euer Ziel?
Unser Ziel ist es, über den Stadtraum verteilt genügend gute Basketballplätze zu haben, die unseren Standards entsprechen, um die große Nachfrage an guten Plätzen abzudecken und ein ausreichendes Angebot zu schaffen. Mit Hilfe der Stadt konnten wir bereits in Linden-Nord und im Sahlkamp einen neuen Korb aufbauen. Es wäre super, irgendwann mal in jedem Stadtteil in Hannover einen vorzeigbaren Basketballplatz zu haben.
Wie war die Reise bisher?
Seit der Gründung 2021 war es ein weiter und vielseitiger Weg voller Erfahrungen, Erfolge, Enttäuschungen und vor allem Begegnungen. Eine Zeit des Lernens. Nachdem wir den Verein gegründet haben, mussten wir uns erst einmal bei der Stadt und der Politik vorstellen. Dafür haben wir uns in jedem einzelnen Stadtteil präsentiert, um so viele Kontakte wie möglich zu knüpfen. Natürlich hatten wir bei der Gründung große und idealistische Visionen. Wir mussten lernen, dass die Mühlen der Stadtplanung sich manchmal ein bisschen langsamer drehen, dass es bei der Antragstellung, Konzeption und Umsetzung nicht um Wochen und Monate geht, sondern gerne um Jahre. Die Menschen in der Stadtplanung, die zuständig sind für die Realisierung von Basketball-Plätzen, haben meistens keine Erfahrungen aus dem Basketballsport – woher auch. So wurde zwar für basketballspielende Menschen geplant, aber nicht mit basketballspielenden Menschen zusammen. Es sind manchmal kleine Veränderungen, die gar nicht viel Kosten, die das Basketball spielen so viel besser machen können. Die Wünsche und Anregungen aus der Community wurden aber leider häufig komplett ignoriert. Darum bieten wir jetzt gratis unsere Expertise an, um das zu ändern. Und wir konnten uns auf unserer Reise nun schon über viele Erfolge freuen. Er erwähnte Welfenplatz ist ein Beispiel. Außerdem hat uns die Stadt mit Netzen ausgestattet, sodass wir selbst kleinere Renovierungen wie eben einen Netzaustausch durchführen können. Eine Win-win-Situation, weil das deutlich schneller geht und die Stadt gleichzeitig entlastet.
Was sind speziell deine Aufgaben bei Our Court?
Wir sind auf Spenden und vor allem Förderungen angewiesen, um unsere Ideen und Ziele umzusetzen. Man kann bei uns für 5 Euro im Monat Mitglied werden, die dann für die Finanzierung von Aktionen oder Basketballplätzen genutzt werden. Und auch die Erlöse aus dem Verkauf unseres Merchandise werden dafür eingesetzt. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender befasse mich mit der Antragstellung auf Förderungen, um unsere Projekte zu finanzieren. Förderungen und Sponsoring sind für uns zentral, um überhaupt manche Projekte umsetzen zu können. Dazu bin ich noch für die Planung und Umsetzung unseres jährliches 3 vs.3 Mixed Sommerturniers verantwortlich, und ich bin bei allen Freiplatzaktionen und Aktivierungen dabei. Im Rahmen der Bewegungs(t)räume Hannover, ein Projekt, bei dem im Sommer öffentliche Sportstätten in der Innenstadt errichtet werden, werde ich beispielsweise wöchentlich vor Ort sein und eine Spielzeit anbieten. Dort gab es bereits vom Verein „Ball like a Girl“ eine Spielzeit exklusiv für FLINTA*-Personen. Das ist auf jeden Fall eine super Projekt, mit guten Plätzen.
Wie war das parallel zum Studium, so einen Verein aufzubauen. Da steckt ja schon viel Arbeit drin?
Ich habe das während des Studiums bisher nicht als übermäßig fordernd empfunden, was aber bestimmt auch daran liegt, dass ich vom Potenzial der Idee und des Vereins sehr überzeugt bin und mir das Ganze großen Spaß macht. Der Verein hat sich während der Pandemie gegründet, in der man zwangsläufig mehr Zeit hatte. Alle Vorstandsmitglieder sind nicht nur Kolleg*innen, sondern Freund*innen, was die Arbeit angenehmer macht. Jeder macht, so viel er kann. Alles ist freiwillig und ehrenamtlich. Insgesamt bestimmen die Jahreszeiten auch die Art und Weise des Workload – im Winter viel Organisation und administrative Aufgaben, im Sommer viele Aktivitäten. Wobei ich hier erwähnen muss, dass Arthur auf jeden Fall die meisten Aufgaben übernimmt und vieles über ihn läuft.
Was macht Our Court so besonders?
Wir sind der erste gemeinnützige Verein Deutschlands, der sich mit dem Bau und der Promotion von Basketball-Freiplätzen befasst. Es ist einfach ein super Konzept, das funktioniert. Vereinsunabhängiger Sport ist aus meiner Sicht so viel wichtiger als vereinsgebundener Sport, weil Freiplätze niedrigschwellig sind und vor allem für alle offen. Dort kannst du sein, wer du bist. Und wir sind davon überzeugt, dass das etwas ist, was die gesamte Stadt attraktiver macht und damit wichtig für alle Hannoveraner und Hannoveranerinnen ist.
Welche sonstigen Aufgaben gibt es? Wie sieht euer Team aus?
Arthurs Aufgabe ist es beispielsweise, gegenüber der Politik und der Stadt präsent zu sein, sich mit Architekt*innen zu treffen und ganz viel mehr. Ansonsten gibt es jemanden, der sich dem Design widmet, also sich zum Beispiel um unsere Sticker oder unser Merchandise kümmert. Dann haben wir noch eine Instagram- und Finanzbeauftragte. Es ist ein bunter Mix an Aufgaben.
Sucht ihr noch helfende Hände?
Wir freuen uns immer über Leute, die bei unseren Spielzeiten im Sommer dabei sind und generell über Freiwillige, die uns zum Beispiel bei unserem Sommerturnier bei der Organisation unterstützen. Und wir freuen uns, wenn Leute unser Merchandise tragen, um für weitere Sichtbarkeit zu sorgen. Zukünftige Mitglieder sollten Spaß am Projekt und an Basketball haben und 5 Euro pro Monat übrighaben. Umgerechnet ein Döner. Leider funktioniert gerade im sozialen und gemeinnützigen Bereich nichts ohne Geld. Darum sind wir auf jede Hilfe angewiesen.
Wie kann man euch treffen und kontaktieren?
Auf Instagram (@our.court.ev) posten wir all unsere Aktionen und auch Erfolge. Dort informieren wir über unsere Arbeit und bieten Spielzeiten an, zu denen man kostenlos erscheinen kann. Kommt gerne vorbei und macht mit!
www.ourcourt.de
>> Interview: Andra Vahldiek
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