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Studierende, die die Welt nicht braucht: Die hinterfotzige Heule-Eule | Zurück



Wie der Name bereits sagt, zeichnet sich die Heule-Eule durchs Heulen aus. Sie heult. Bei jeder passenden Gelegenheit. Besonders wenn es um Noten von Klausuren, von Vorträgen oder von sonstigen Uniaktivitäten geht. Sie macht damit ihr komplettes Umfeld wahnsinnig – selbst jene Menschen, die die Heule-Eule an sich ganz gerne mögen. Und sie heult nicht etwa, weil sie bereits eine vermeintlich schlechte Zensur bekommen hat. Nein. Sie heult vorsorglich.

Sie heult also, bevor die Note da ist. Sogar zum Teil schon vor der eigentlichen Leistungserbringung. Weil alles so furchtbar viel ist. Weil sie seit Tagen nicht geschlafen und immerzu nur gelernt hat. Und den Stoff natürlich trotzdem niemals verinnerlichen wird. Weil alle anderen um sie herum so viel cleverer sind als sie. „Ich weiß, die Noten sagen gar nichts über den Menschen aus, über die Intelligenz, sie sind gar nicht so wichtig”, sagt sie immer. Dabei weiß jeder, dass allein die Vorstellung von einer 2,0 bei dieser Spezies Selbstmordgedanken hervorruft. So viel zum ersten Teil der Persönlichkeit einer Heule-Eule. Sie produziert viele Tränen und ebenso viele 1,-irgendwas-Noten. Klar, denken jetzt vielleicht manche Leute, etwas nervig, diese Heulerei, aber ist ein bisschen Ehrgeiz und Disziplin nicht gut?

Doch hier kommt der zweite Teil, der die Heule-Eule ausmacht. Der hinterfotzige Teil, weswegen sie bei ihren Mitstudierenden fast so beliebt ist wie das Covid-Virus oder Wladimir Putin höchstpersönlich. Denn der Tag, an dem sie tatsächlich eine schlechte Note (also alles ab 2,0 aufwärts nach Heule-Eulen-Verständnis) schreiben wird, ist der Tag, an dem Angela Merkel den Wendler daten wird. Niemals. Die Heule-Eule schreibt Einsen. Sonst nix. Egal in welchem Fach. Irgendwie schafft sie es immer wieder.

Nun kennen wahrscheinlich alle (bis auf ein paar ganz wenige Ausnahmen) die Situation, sich nach einer Prüfung schlecht zu fühlen, weil es nicht wirklich gut bis übel gelaufen ist, und dann überrascht zu sein, weil es am Ende doch weitaus besser als gedacht war. Kann vorkommen. Doch die Heule-Eule hat dieses schlechte Gefühl plus darauffolgende positive Überraschung immer. „Wow, eine 1,3! Das hätte ich ja nie im Leben gedacht …“, postet sie circa drei Sekunden nach der Notenveröffentlichung in die WhatsApp-Gruppe ihres Seminars. „Glückwunsch!“, schreiben daraufhin vielleicht Vanessa und Daphne, die die Heule-Eule noch nicht aus anderen Kursen kennen. Der Rest des Seminars träumt jedoch von Kettensägen und all den schönen Sachen, die man damit anstellen könnte. Hört dieses hinterfotzige Getue niemals auf?

Was treibt die Heule-Eule an? Was bringt ihr dieses ewige Drama? Hat sie einfach eine völlig verquere Wahrnehmung von sich selbst und ist wirklich jedes Mal von Neuem felsenfest von einer schlechten Note überzeugt? Oder ist ihr Leben schlicht sau-langweilig, weshalb sie diese Show immer aufs Neue durchziehen muss? Ist es am Ende der simple Schrei nach Aufmerksamkeit? Wir haben einen ganz anderen Verdacht. Sie will demütigen, will sich ergötzen an der Verzweiflung der anderen, die Stunde um Stunde lernen und doch von einer 1,-irgendendwas nur träumen können. Da ist dieses ewig flennende Nervenbündel, dieses wandelnde Elend mit den verheulten Augen, diese zitternde, erbärmliche Gestalt, und sie ist am Ende immer die lachende Nummer 1, die mit dem Sternchen, die sie heimlich umschaut und hämisch grinst, angesichts all der echten Versager*innen.

» Joana Krzossa


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