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Notiz an mich: Putin und Russland locker-flockig | Zurück

Klar, mach ich doch gerne, so ein locker-flockiges Textchen zu Putin und Russland – NICHT! Wie schreibt man ein locker-flockiges Textchen über einen Diktator und Massenmörder? „Schreib darüber, was gerade passiert“, hat der Herausgeber gesagt. „Aber denk dran, die Seite 6 hat immer einen locker-flockigen Grundsound ...“ Ganz ehrlich, wie soll das gehen? Da scheitert man doch schon am ersten Satz. Klar, man könnte die Alter-weißer-Mann-Karte spielen. „Ich sage euch, es sind immer die alten weißen Männer – wenn sie Erektionsprobleme bekommen, wird es brandgefährlich …“ Aber was weiß ich über Putins Erektion? Gar nichts. Der reitet auf Pferden mit nacktem Oberkörper. Wahrscheinlich jagt er Tiger und Bären. Was also soll mit seiner Erektion nicht stimmen? Okay, ich kann mir ein bisschen was denken und zusammenreimen, aber letztlich bleibt doch alles nur Spekulation. Die Alter-weißer-Mann-mit-Erektionsstörungen-Variante eignet sich also nur bedingt. Und ein brachialer Einstieg von der Sorte „Jetzt fickt uns der russische Bär hart …“ wird dem Thema auch nicht wirklich gerecht. Es ist echt schwierig.
Vielleicht muss ich mich diesem Thema ganz anders nähern. Neulich hatte ich mal wieder Herpes. Nein, nicht da, nur an der Lippe. Trotzdem eklig. Betrachtet man normale, gesunde Haut, dann erscheint es irgendwie unvorstellbar, dass diese Haut plötzlich ein seltsames Eigenleben entwickelt und unangenehm entartet. Aber genau das passiert. Und verantwortlich dafür ist ein Virus, das unfassbar anhänglich ist. Fängst man es sich ein, bleibt es ein ganzes Leben lang. Es schläft in einem. Man bezeichnet das, um mal ein bisschen klugzuscheißen, als persistierende Infektion. Das Virus ist also nicht aktiv, es bleibt im Ruhezustand (Latenz) – bis es irgendwann aus heiterem Himmel aktiv wird. Und schon wächst ein kleiner Blumenkohl an der Lippe. Das kann zum Beispiel passieren, wenn man nicht ganz so fit ist, wenn das Immunsystem ein bisschen schwächelt, wenn einen die Grippe erwischt. Es kann auch passieren, wenn man etwas Widerliches sieht, Ekel kann ein Auslöser sein. Stress ebenfalls. Und zu viel Sonne. Eine andere Möglichkeit ist darüber hinaus, mit jemandem wild rumzuknutschen, der einen blühenden Herpes an der Lippe hat. Das kann ja durchaus mal passieren. Man wägt dann ab – hat man Angst vor dem Herpes oder siegt die Lust, rumzuknutschen. Wie auch immer, viele Wege führen nach Rom.
Was das alles mit Putin zu tun hat? Ich sehe ganz deutliche Parallelen. Nehmen wir mal an, unsere Gesellschaft ist so etwas wie ein Körper, ein Organismus. Und im Idealfall leben wir friedlich zusammen, wir bemühen uns darum, es für alle jeden Tag ein Stückchen besser zu machen, wir sind freundlich, großzügig, tolerant, offen, liberal. Wir haben die Macht im besten Sinne auf viele Instanzen verteilt, wir haben eine freie Presse, die völlig unbehelligt arbeiten kann, wir haben unabhängige Richter*innen, wir haben demokratisch legitimierte Politiker*innen, die nicht ständig von irgendwelchen Lobbyisten korrumpiert werden, wir haben dem Kapitalismus vernünftige Leitplanken verpasst, damit er nicht wild wuchern kann wie ein Krebsgeschwür. Nehmen wir mal an – man darf ja ein bisschen träumen – das alles wäre so, wir hätten eine vollkommen gesunde Haut. Oder es wäre so mit einigen Abzügen in der B-Note, es gäbe vielleicht ein paar Pickel und trockene Stellen, womit der Zustand in Deutschland dann vielleicht ganz gut beschrieben wäre. Und dann taucht da plötzlich so etwas wie Herpes auf. Es kommen Flüchtlinge und manche Menschen reagieren mit Ablehnung und Hass. Man versammelt sich ablehnend und hassend in einer Partei, nennen wir sie beispielsweise die AfD. Man verbreitet Lügen, hetzt gegen die Demokratie, man ist letztlich sogar gewaltbereit. Dann bekommt die schöne heile Welt, wie oben beschrieben, plötzlich überall unschönen Herpes.
Vor diesem Herpes sind Gesellschaften, mögen sie noch so friedlich, fortschrittlich und frei sein, niemals sicher. Das Monster lauert. Die Bestie schlummert in uns allen. Wir haben zwar die Medikamente, um das Monster weiter schlummern zu lassen, sie heißen unter anderem Demokratie, Menschenrechte und Gewaltenteilung, aber ganz sicher können wir nie sein. Wir müssen darum unseren Medizinschrank immer gut im Auge behalten. Schafft das eine Gesellschaft nicht, dann erwacht das Monster. Und momentan mordet es in der Ukraine.
» VA
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