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Die besondere Studentin: Valentina | Zurück
Valentina Vapaux studiert Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus im letzten Bachelorsemester an der Universität Hildesheim. In ihrem Leben wird sie begleitet von mehr als 85.000 Followern jeweils auf Instagram und TikTok plus von ca. 138.000 Abonnent*innen auf YouTube. Valentina hat bei der New York Times gelernt. Sie ist Spiegel-Bestsellerautorin der Essaysammlung „Generation Z: Zwischen Selbstverwirklichung, Insta-Einsamkeit und der Hoffnung auf eine bessere Welt“ und Kulturjournalistin. Mit uns hat sie über ihre Wahrnehmung des Literaturbetriebs, Ehrgeiz und ihre Träume gesprochen.
Kannst du mal deinen Lebenslauf ein bisschen zusammenfassen …
Ich habe nach dem Abi in den USA bei der New York Times eine journalistische Ausbildung gemacht und danach angefangen, als Journalistin zu arbeiten, hauptsächlich bei der ARD als Politikjournalistin. Ich habe parallel auf Social Media Content gemacht und habe zu der Zeit auch mein erstes Buch geschrieben, eine Essaysammlung. Dann habe ich mich dazu entschieden, dass ich eigentlich eher in die literarische Richtung gehen möchte und nicht mehr so viel journalistisch arbeiten will. Darum habe ich mich in Hildesheim beworben.
Unser Artikel trägt den Titel „Die besondere Studentin“. Was glaubst du, macht dich zu einer besonderen Studentin?
Ich fühle mich auf jeden Fall nicht wie eine besondere Studentin, aber ich merke im Alltag schon, dass es etwas gibt, was mich irgendwie unterscheidet. Ich denke, der Punkt ist, dass ich schon mitten im Berufsleben stehe und für die meisten Studierenden das größtenteils noch bevorsteht. Und manchmal wünsche ich mir auch, noch nicht so viel Verantwortung zu haben. Aber als Selbstständige ist das irgendwie unvermeidlich. Dadurch, dass ich selbstständig bin, bin ich sehr früh mit „erwachsenen“ Themen in Kontakt gekommen. Also einfach so Dinge wie Steuern. Die sind als Selbständige super kompliziert. Ich habe ganz viele Versicherungen, die ich zahlen muss wegen meines Berufs. Ich hatte auch schon eine Anwältin. Das sind Geschichten, mit denen sich die meisten Studenten und Studentinnen wahrscheinlich noch nicht beschäftigen müssen. Aber das sind Sachen, die ich nicht haben will, sondern die ich haben muss, aufgrund meines Berufs. Ich glaube, deswegen musste ich sehr schnell sehr erwachsen werden. Während viele meiner studierenden Freund*innen einfach noch auf Partys gehen, ganz entspannt mit Freund*innen in den Urlaub fahren oder ewig lange Semesterferien machen. Es ist einfach anders. Ich will jetzt gar nicht sagen, dass mein Leben schlimmer ist, sondern nur, dass ich halt wie gesagt mehr Verantwortung habe. So it feels very grown up. Und manchmal beneide ich auch die Leute, die dann noch so dieses Studierendenleben leben.
Du hast 2021 „Generation Z: Zwischen Selbstverwirklichung, Insta-Einsamkeit und der Hoffnung auf eine bessere Welt“ herausgebracht. Wie fühlt es sich an, mit 20 Jahren das erste Buch zu veröffentlichen?
Das fühlt sich eigentlich nicht nach sehr viel an. Außer, dass es schon irgendwie verrückt war. Es war total verrückt, als ich das publiziert habe und auch die ganze Zeit drumherum. Ich war wahnsinnig nervös und konnte das alles überhaupt nicht glauben. Und ich war auch irgendwie sehr stolz, aber hatte auch mega Angst, was jetzt passiert und was die Leute sagen werden. Ich war total insecure und habe mich wie ein krasser Impostor gefühlt. Das war einfach wirklich so ein Gefühlschaos. Die Jahre danach hatte ich auch echt eine lange Phase, in der ich es richtig schlimm fand, dass ich das publiziert habe. Einfach, weil man sich in dem Alter ja sehr schnell und sehr viel verändert und ich dann eine Zeit lang auch gar nicht mehr diese Texte sehen oder lesen konnte. Oder auch keine Lesungen machen wollte, weil ich das wirklich so unangenehm fand, meinem jüngeren Ich so sehr in den Spiegel zu blicken. Mittlerweile habe ich mich sehr damit versöhnt.
Du bist Autorin, Journalistin, Content Creatorin, hattest einen Podcast, machst YouTube-Videos und studierst gleichzeitig. Wie bekommst du all das unter einen Hut?
Das frage ich mich auch. Ich glaube, das ist wirklich diese Sache, die ich am meisten an anderen Menschen beneide, dass sie einfach so viel Zeit haben und auch mal so dieses Studileben leben können. Halt so Kochabende und Picknicks mit den Friends und man fährt an den See und man macht eine Radtour. Ich glaube, viele Studierende merken gar nicht, dass sie sehr viel Zeit für Hobbys haben, die ich einfach nicht mehr habe. Ähnlich ist es bei meinen berufstätigen Freund*innen oder auch bei Eltern. Da gibt es halt irgendwann einfach nicht mehr so viel Zeit. Also ja, wie bekomme ich das unter einen Hut? Ganz ehrlich, ich arbeite einfach sehr viel. Ich bin sehr viel unterwegs und ich glaube, ich bin gerade an dem Punkt, an dem ich auch lerne, Dinge abzusagen oder auch Sachen nicht zu machen. Weil ich einfach oft überarbeitet bin und ich das auch psychisch gar nicht so gut vertrage, wie es wahrscheinlich nach außen hin wirkt. Eigentlich belastet es mich auch. Aber mein eigener Ehrgeiz ist irgendwie immer größer, als dass ich erschöpft bin. Daran muss ich auf jeden Fall noch arbeiten.
Welche Rolle spielt Social Media in deinem Leben, und wie gehst du mit den Herausforderungen um, die damit verbunden sind?
Das spielt eine sehr, sehr große Rolle, weil ich finanziell davon abhängig bin. Das ändert sich auch zurzeit. Ich konnte während des Studiums nicht als Journalistin arbeiten, weil mein Job davor halt einfach ein Vollzeitjob war und das geht einfach nicht mit dem Studium zusammen. Und so ab und zu, hier und da einen Artikel schreiben, fand ich einfach nicht so gut, weil man dann doch plötzlich wieder alle Artikel annimmt und alle Projekte mitmacht. Deswegen habe ich das erstmal liegen gelassen für eine Weile. Das fängt jetzt aber auch wieder an und darum wird sich auch das Gleichgewicht ändern. Aber wie gesagt, diese finanzielle Komponente ist auf jeden Fall da. Andererseits macht es mir einfach wahnsinnig Spaß, was mich aber auch sehr verwirrt und teils überfordert. Ich glaube, ich versuche hier einfach viel auf mich zu hören und vor allem auch viel Zeit mit meinen Freund*innen zu verbringen. So viel, wie es einfach geht, weil ich oft merke, dass diese Internetwelt einen einfach fertig macht, wenn wir mal ehrlich sind.
Du hast auch einen Künstlernamen. Wie entstand der Name Vapaux, und was bedeutet er für dich?
Ich habe mich irgendwann entschieden, dass ich einen Künstlernamen haben möchte und ich darunter auch publizieren möchte. Ich habe mir also die Frage gestellt, was der wichtigste Wert in meinem Leben ist. Und das war für mich einfach Freiheit. Ich habe zu der Zeit sehr viel existenzialistische Philosophie gelesen, vor allem französische, und habe dann irgendwie nach verschiedenen Wörtern in verschiedenen Sprachen gesucht. Also Valentina Liberté wäre ein bisschen Cringe gewesen. Aber auf Finnisch heißt Freiheit „Vapaus“. Und dann habe ich das zum Französischen „aux“ umgedichtet, weil ich das irgendwie ästhetischer fand und ich, wie gesagt, diese Nähe zur französischen Literatur ganz spannend und toll finde. Der Name bedeutet mir aber eigentlich nicht viel. Das ist einfach mein Name mittlerweile. Ich denke manchmal darüber nach, ob ich ihn wieder ändern möchte, aber die Leute raten mir auf jeden Fall davon ab. Vielleicht ändere ich ihn auch einfach irgendwann.
Wie beeinflussen deine Wurzeln dein Leben und deine Arbeit?
Ich glaube, das beeinflusst mich vor allem in meinem Ehrgeiz und in meiner Inspiration. Ich habe ja vorhin schon gesagt, dass ich sehr großen Ehrgeiz habe. Und das kommt vor allem aufgrund von meiner Familiengeschichte und meiner Migrationsgeschichte auf beiden Seiten meiner Eltern. Mein Papa kommt aus Kroatien, meine Großeltern sind als Gastarbeitende nach Deutschland gekommen und meine Mama ist aus Mexiko nach Deutschland gekommen. Ich glaube, das beeinflusst mich zwangsläufig. Meine Oma war beispielsweise Spanischlehrerin und hat Literatur und Poesie geliebt und hat auch manchmal geschrieben. Aber in ihrer Generation und in Mexiko war es für sie einfach nicht möglich, in der Art schreiben zu können. Und darum habe ich, mit diesem Wissen, den großen Ansporn, jetzt in diesem Land meinen Traum, aber auch die Träume meiner Großeltern und Eltern mit zu verwirklichen. Das ist auf der einen Seite wirklich ein Segen, weil ich eine sehr große Sinnhaftigkeit in dem sehe, was ich tue und jeder Erfolg irgendwie wichtiger wird. Ich stehe einfach auf den Schultern dieser Menschen und dieser Frauen und das gibt mir sehr viel Sicherheit und inspiriert mich und spornt mich an. Gleichzeitig verursacht das aber auch manchmal großen Druck, weil ich das Gefühl habe, dass ich nicht nur mich enttäusche, sondern auch wie gesagt alle, die vor mir waren. Weil eben auch alle, also meine Mutter oder meine Großmutter, einfach so viel aufgegeben haben, damit ich jetzt in der Position sein kann, in der ich heute bin. Das ist schon ein gewisser Druck.
Welche weiteren Herausforderungen sind dir bisher in deiner Karriere begegnet?
Da gibt es ganz viele. Aber ich glaube, karrieretechnisch war eine der größten Herausforderungen für mich bis jetzt, als junge, feminine Frau ernst genommen zu werden. Weil ich einfach in so vielen Spaces und in so vielen Räumen übergangen werde. Man wird auf jeden Fall schlechter behandelt und häufig schlechter bezahlt. Man muss krass für sich einstehen und letztlich so viel lernen. Ich bekomme häufig böse gemeinte Komplimente in nett verpackt von irgendwelchen alten weißen Männern. Die sind dann ganz schockiert darüber, wenn ich inhaltlich etwas Intelligentes und Intellektuelles sage und die haben dann immer den Drang, mir etwas über ihre Verwunderung zu erzählen. Aber ich denke mir auch: lieber unterschätzt als überschätzt. Dann kann man überraschen und diese Leute ein bisschen entlarven.
Was inspiriert dich?
Oh, mein Gott, alles inspiriert mich. Musik. Partynächte. Meine Freundinnen. Wörter. Andere Bücher lesen. Essen. Geschmäcker. Konversationen. Menschen, die ich treffe. Gespräche, die ich belausche, während ich im Café sitze. Wirklich alles. Alles, alles, alles im Leben.
An welchen Projekten arbeitest du gerade?
Ich arbeite an einem größeren journalistischen Projekt und an meinem Roman.
Was ist dein größter Traum für die Zukunft?
Ich würde gerne zwischen Berlin, New York und Mexico City leben. Und einfach genug Geld zum Schreiben haben. Dass ich nur schreibe und kreative Projekte machen kann, auf die ich Lust habe. Ich wünsche mir finanzielle Freiheit für meine kreative Arbeit. Denn das ist gar nicht so leicht. Und, weil ich wie gesagt, auf der ganzen Welt Freunde und Familie habe, würde ich gerne an allen drei Orten eine kleine Wohnung haben. Das ist wirklich ein Traum.
Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Boah. Hoffentlich arbeite ich dann an meinem nächsten Roman. Und ich glaube, ich sehe mich in den USA in fünf Jahren, weil ich jetzt lange genug Deutschland mitgemacht habe und der nächste Schritt ist für mich die USA.
» Interview: Andra Vahldiek
Generation Z: Zwischen Selbstverwirklichung,
Insta-Einsamkeit und der Hoffnung auf eine bessere Welt
Gräfe und Unzer
192 Seiten, 16,99 €
www.instagram.com/valentinavapaux
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