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Neue Methode, um konventionelles Internet mit dem Quanteninternet zu vereinen
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Großer Erfolg...
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Deutscher Studienpreis 2024
Berufsbildungsforscher der Leibniz Universität Hannover befasst sich damit, wie Facharbeit zur Nachhaltigkeit beitragen kann.
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Die besondere Dozentin: Prof. Dr. Ulrike Brenning | Zurück
Prof. Dr. Ulrike Brenning lehrt aktuell als Dozentin im Studiengang Journalistik an der Hochschule Hannover, Abt. Information und Kommunikation der Fak. III IK. Berlin, Italien – jetzt hat sich die gebürtige Hamburgerin Hannover als Lebensmittelpunkt ausgesucht, genauer eine Altbauwohnung unterm Dach in der List. Ulrike Brenning ist Hochschulprofessorin, Journalistin, Moderatorin, Buchautorin, und sie hat eine ausgebildete Sprecherinnenstimme. Ihr Schwerpunkt ist die Kultur, und Hannover findet sie als nicht zu große Großstadt und UNESCO City of Music seit 2014 durchaus spannend und liebenswert.
Wie kam es dazu, dass Sie jetzt Dozentin an der Hochschule Hannover sind?
Die Hochschule Hannover ist mir seit vielen Jahren bekannt, weil ich dort von 2001 bis 2003 eine Vertretungsprofessur hatte. Damals, mit Anfang 40, wollte ich aber unbedingt noch freiberuflich tätig sein. Und das war ich dann auch bis 2016. Vor ein paar Jahren habe ich mich schließlich für diese Stelle an der Hochschule Hannover beworben, und ich hatte Glück.
War Ihr Lebensweg eher gerade oder gab es ein paar Kurven und Sackgassen?
Mein Lebensweg ist alles andere als gerade – geplant ist da zuerst nicht so viel gelaufen. Ich wollte ursprünglich professionelle Geigerin werden. Das Studium habe ich allerdings im 7. Semester abgebrochen, weil ich sehr stark unter Lampenfieber litt und einfach gemerkt habe, dass ich in diesem Beruf nicht glücklich werden würde. Auch meine damalige Geigenprofessorin hat mich sehr in diesem Entschluss bestärkt, das Studium aufzugeben. Zuerst war das für mich ein ziemlicher Schlag, denn es war mein Traum seit meiner Kindheit. Ich bin dann aber der Musik treu geblieben, habe Musikwissenschaft en studiert und darin auch promoviert. Meinen ersten Job hatte ich im Anschluss bei der Hamburger Rundschau als Musikkritikerin. Und ich habe dort meine Leidenschaft für den Journalismus entdeckt.
Dann folgte eine weitere Ausbildung …
Ja, am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) in Hannover mit dem Schwerpunkt Kultur und Unterhaltung. Gleich danach bin ich beim Norddeutschen Rundfunk gelandet. Als ich mich dazu entschlossen hatte, Journalistin zu werden, war ich Ende 20 und für die meisten Volontariatsstellen zu alt. Ich habe die Aufnahmeprüfung am IJK ohne Schwierigkeiten bestanden, und so war das mein Weg in den Journalismus; die Selbstzweifel waren weg, und die Arbeit hat mir ganz große Freude bereitet. Auch mal nicht über Kultur oder Musik zu berichten, sondern über die Schweinepest oder merkwürdige Leute. Ich war 15 Jahre bei „Hallo Niedersachsen“ und habe das Medium Fernsehen für mich entdeckt. Um ein Buch zu schreiben, bin ich für drei Monate nach Italien gegangen und danach habe ich freiberuflich in Berlin gearbeitet. Und gemerkt, dass Berlin nicht die Stadt ist, in der ich alt werden möchte. Zudem ist es auch irrsinnig anstrengend und sehr unsicher, als freie Kulturjournalistin zu arbeiten. Ich habe zu der Zeit teilweise so wenig Geld gehabt wie als Studentin. Und selbst
bei der größten Leidenschaft muss man sich manchmal einfach auch die Sinnfrage stellen. Dann kam die Ausschreibung dieser Stelle an der HsH. Die Rückkehr nach Hannover war zwar so nie geplant, aber jetzt bin ich hier mit der halben Professur sehr glücklich.
Stirbt die Fernsehbranche eigentlich aus oder gibt es neue Ideen und Konzepte, die das noch verhindern können?
Wir hatten hier vor einer Weile das Symposion zum Thema 70 Jahre
Tagesschau, denn im Dezember 2022 wurde die Tagesschau 70 Jahre alt. Das war Anlass, für meinen Kollegen Prof. Wilfried Köpke und mich, Menschen aus verschiedenen Bereichen einzuladen, die alle in irgendeiner Weise mit dem Produkt Tagesschau zu tun haben. Während des Symposions hat sich in zahlreichen Vorträgen und Diskussionen herausgestellt, dass das lineare Fernsehen auf jeden Fall immer weniger genutzt wird. Im Internet gibt es so viele neue Möglichkeiten. Wir Menschen lieben Bilder und darum wird das Bewegtbild als Medium nicht aussterben, aber es gibt inzwischen so viele On-Demand-Angebote, die wir jederzeit schauen können, wenn uns danach ist. Wir ändern also unser komplettes Nutzerverhalten. Von daher würde ich mal schätzen, das lineare Fernsehen gibt es vielleicht noch fünf Jahre (lacht). Die Veränderungen sind rasant, und das ist auch für mich als Lehrende natürlich eine permanente Herausforderung – ich muss diese neuen Formen bedienen lernen, wenn ich anderen weiter etwas beibringen möchte.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie gerade nicht lehren?
Ich liebe Tanz in allen Variationen. Ich mache seit meiner Jugend Ballett und habe das nach vielen Jahren der Pause wieder aufgenommen, vor allem in Berlin. Das war damals zu einer Zeit, in der ich eine persönliche Krise hatte. Ich wollte irgendetwas für mich tun, was mir Freude macht. Und man verlernt nicht, was man sich in der frühen Jugend aneignet. Das bleibt. Hier in Hannover habe ich Standard und Latein für mich entdeckt. Ich tanze in einem Tanzstudio mit meiner Freundin – alle Männer, die ich kenne, sind eher tanzfaul. Das scheint bei Männern meiner Generation so zu sein.
Was sind Sie für ein Mensch, eher diszipliniert oder mehr spontan?
Ich würde schon sagen, ich bin sehr diszipliniert. Das ist auch meine Überlebensstrategie, glaube ich. Ich wäre gerne manchmal weniger diszipliniert, weil ich Spontaneität bei anderen liebe und sie bei mir selbst vermisse. Ich bin übrigens eine absolute Eule, ein Nachtmensch, ich habe ab 23 Uhr meine beste Zeit, ich kann dann gut arbeiten, auch wenn ich weiß, dass ich nicht ausschlafen kann. Ich komme mit fünf oder sechs Stunden Schlaf hin. Heute habe ich bis 8.30 Uhr geschlafen. Das nennt sich dann „Ausschlafen“ bei mir.
Sie bringen ihren Studierenden die Grundlagen im TV-Bereich bei. Sind Sie eher der Typ Unterhaltung oder der Typ Information?
Ich habe mal gelernt: „Den Laien informieren, ohne den Profi zu verärgern.“ Das ist für mich ein ganz wichtiger Leitsatz. Ich bin auf jeden Fall eher der Typ für seriöse Berichterstattung, Boulevard war nie meine Welt, das war nichts für mich. Gleichwohl bin ich der Meinung, dass Information auch immer unterhaltsam rübergebracht werden darf. Und vielleicht ist das sogar ein Muss, weil die Merkfähigkeit der Menschen dann größer ist. Ich komme aus der Kunst und Kultur und bin ein sehr sinnlicher Mensch. Mir ist es viel lieber, wenn mir etwas Sperriges unterhaltsam und nahbar erzählt wird. Auch wenn du nur 30 Sekunden für ein Thema hast, besteht die Herausforderung, den Inhalt entsprechend zu verpacken.
Wäre auch Filmemacher*in eine Option für Sie gewesen?
Auf jeden Fall! Und das habe ich in den Jahren beim NDR auch gemacht und wirklich geliebt. Das Problem dabei ist jedoch, dass man nie so richtig weiß, was man verdient und wie groß der Zeitaufwand ist. Ich hätte schon Lust, mal wieder einen langen Film zu machen. Aber dafür fehlt mir momentan die Zeit. Ich bin ja zusätzlich auch als Coach und Supervisorin tätig, zwei Zusatzausbildungen, die ich mir hier in Hannover noch gegönnt habe. Es ist meine große Leidenschaft , anderen Menschen und insbesondere Frauen bei schwierigen Fragen zu unterstützen und beratend tätig zu sein, damit sie sich von ihren Ängsten lösen und selbstsicher vor anderen Menschen sprechen können. Viele Frauen tun sich da schwer, wir haben trotz Gleichberechtigung, Quote und einem Anstieg von Frauen in Führungspositionen noch immer ein gewisses Päckchen zu tragen.
Welches Ereignis hat Sie während ihrer beruflichen Laufbahn besonders geprägt?
Da fällt mir vieles ein … Ich habe in den Jahren 2001/2002 einen längeren Film über Niki de Saint Phalle gemacht, übrigens die einzige Frau, die in Hannover die Ehrenbürgerschaft hat, das war wirklich sehr aufregend. Später hat sich herausgestellt, dass es das letzte Fernsehinterview vor ihrem Tod war ...
Gucken Sie selbst gerne Fernsehen oder lieber Netflix & Co?
Und haben Sie eine Lieblingssendung?
Dafür, dass ich diesen Bereich unterrichte, gucke ich sehr wenig Fernsehen. Die Tagesschau sehe ich sehr gerne und nahezu täglich. Und gut gemachte Dokus. Die schaue ich aber auch schon nicht mehr unbedingt linear, sondern tatsächlich eher in der Mediathek. Auf Netflix gucke ich ebenfalls gerne Serien, weil sie inzwischen einfach so irrsinnig gut produziert sind. Meine Lieblingsserie ist „The Crown“.
Viele träumen ja davon, im Fernsehen zu arbeiten und vielleicht auch vor der Kamera zu stehen und Sendungen zu moderieren. Sie sind aber vielleicht keine besonders guten Redner*innen. Was raten Sie denen?
Den Mut zu haben, es trotzdem zu tun. Das ist ja mein Steckenpferd, ich unterstütze Frauen, die sich nicht trauen, vor Publikum zu sprechen. Häufig sind das einfach Blockaden, die man auflösen kann. Ich bin immer wieder fasziniert zu sehen, was dann für tolle und unverwechselbare Persönlichkeiten zum Vorschein kommen. Da stellt sich gar nicht mehr die Frage, ob man eine gute Rednerin ist oder nicht, dann ist man authentisch man selbst!
Noch zuletzt, was sollte man als Journalist*in unbedingt
mitbringen?
Man sollte neugierig sein und man sollte mit dieser Neugier andere
anstecken, egal, um was für ein Thema es geht. Und ich bin der Meinung, dass man die Menschen lieben sollte. Sie müssen auch ihre Widersacher in irgendeiner Weise aufschließen können. Das habe ich bei Georg Stefan Troller gelernt, einem großartigen Dokumentarfilmer. Er hat mir in einer Fortbildung erzählt, dass die wichtigsten Informationen oft von denen kommen, die man nicht gerade sympathisch findet. Außerdem hat er gesagt, dass man die Protagonisten*innen im Interview so fordern muss, dass sie das Gefühl haben, sie würden eine Beichte ablegen. Er hat für einen Film drei Wochen in einem Sicherheitsgefängnis in den Vereinigten Staaten gedreht, dort waren Menschen inhaftiert, die zum Tode verurteilt waren. Also, Empathie ist wahrscheinlich etwas, das man mitbringen sollte in diesem Beruf. Außerdem sollte man wohl eine gewisse Art von Genauigkeit und Hartnäckigkeit besitzen. Aber auch die Fähigkeit, sich stellenweise zurückzuziehen, damit mein Gegenüber zwischendurch mal Luft holen kann. Einfühlsam sein, das ist insbesondere bei Langformaten wichtig. Und unser wichtigstes Instrument ist die Sprache. Neben den Menschen sollte man unbedingt auch die Sprache lieben.
>> Interview: Vanessa Weidemann
>> Foto: Vera Schuhmacher
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