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Das besondere Studi-Projekt I: Ball Like A Girl | Zurück

Vier Stunden pro Woche gehörte der Basketballplatz an der Goseriede den Sommer über nur Flinta*-Personen. Vergleichsweise wenig, wenn man bedenkt, dass die restlichen Spielfelder der Stadt tagtäglich vorrangig von männlich gelesenen Personen bespielt werden. Hinter den paar Stunden stecken jedoch ein Projekt und eine Community, die wertvolle Arbeit für mehr Gleichberechtigung im Basketball leisten. Das meinen auch Marieke van Bruggen (26) und Janne Biermann (30), Gründerinnen des hannoverschen Projekts „Ball Like A Girl“. Schließlich endete nun schon der dritte erfolgreiche „Ball Like A Girl“-Sommer, in dem sie Flinta*-Personen einen „safer space“ zum Basketballspielen anbieten konnten. Wir haben mit Marieke und Janne über die Entstehungsgeschichte von „Ball Like A Girl“ gesprochen, und wie wichtig es ist, sich einen inklusiven, sicheren Raum im männlich dominierten Ballsport zu nehmen.



Marieke studiert Grundschullehramt. Janne arbeitet beim QNN in Hannover. Was beide verbindet, ist Basketball. Dass Sexismus auf dem Spielfeld Alltag ist und dass Basketball als Männerdomäne gilt, ist den Basketballerinnen bereits früh aufgefallen – sowohl auf öffentlichen Freiplätzen als auch in Vereinen. „Viele Jungs gehen davon aus, dass wir die Sportart aus Prinzip nicht können“, sagt Janne. 2022 kam ihr die Idee für das Flinta*-Projekt. Der Projektname „Ball Like A Girl“ erinnert dabei an eine der klassischsten, frauenfeindlichen Beleidigungen im Sport. Janne sei stolz, dass sie wie ein Mädchen spiele. Auch für Marieke sei die Äußerung längst keine Beleidigung mehr: „Wir versuchen, das Narrativ so umzudrehen und für uns selbst zurückzuholen. Ich spiele halt wie ein Mädchen, ist eben auch guter Basketball.“ „In Gruppen mit männlichen Spielern sind genauso unerfahrene und schlechte Spieler dabei. Daran sind nicht die Flinta*-Personen Schuld“, ergänzt Janne.

Seit drei Jahren setzt sich „Ball Like A Girl“ für ein Flinta*-freundliches Spielen auf Hannovers Basketballplätzen ein. Davon ausgeschlossen sind heterosexuelle Cis-Männer, die leider meistens den Ton auf Freiplätzen angeben würden. „Auf öffentlichen Spielfeldern herrschen andere, von Typen gemachte Regeln, die wir versuchen in unserem Raum neu zu schreiben“, so Janne. Mit „Ball Like A Girl“ stießen Marieke und Janne auf viele Gleichgesinnte, die ähnliche, diskriminierende Erfahrungen auf dem Platz gemacht haben. Mittlerweile bilden fünf bis sechs Personen das Kernteam des Projekts. Egal ob Studierende oder Berufstätige, Anfänger*innen oder Fortgeschrittene, bei „Ball Like A Girl“ sind alle Flinta*-Personen willkommen. „In unserer Gruppe herrscht einfach eine schöne Atmosphäre, das bekommen wir auch oft zurückgemeldet“, sagt Marieke stolz.

Mit ihrem Logo, das auch auf selbstdesignten Shirts erstrahlt, haben sie sich in Hannover bereits einen Namen gemacht. Seit der Gründung 2022 kooperiert „Ball Like A Girl“ mit der Initiative „Sport im Park“, die während der Corona-Pandemie aufblühte. Damals durften die Spielerinnen einmal pro Woche auf einem Basketballfeld am Opernplatz nach ihren Regeln spielen. Im letzten Jahr wechselten sie auf den Freiplatz an der Goseriede, den „Ball Like A Girl“ auch diesen Sommer wieder montags von 18 Uhr bis 22 Uhr fleißig bespielt haben. Eine der beiden Gründerinnen ist bei jedem Termin dabei, sowie mehrere Übungsleiter*innen, die als Ansprechpersonen zur Verfügung stehen. Am Platz selbst herrsche eine angenehme, stärkende Stimmung, die, laut Marieke, oft schwer zu finden sei: „Alle unterstützen und freuen sich gemeinsam, weil es einfach zu wenig Platz für Frauen im Basketball gibt“.

Ohne sexistische Kommentare sorglos spielen zu können, sei eben für Flinta*-Personen leider keine Selbstverständlichkeit. Auch im Sommer an der Goseriede gab es übergriffige Vorfälle, bei denen es Männern ein Anliegen gewesen sei, genau zu den ausgeschilderten Zeiten auf den Korb der Basketballerinnen spielen zu müssen. „Das ist leider Teil der Realität, aber gerade deshalb sind wir da“, sagt Marieke. Ein Selbstbewusstsein, das nötig ist, um den geschaffenen „safe space“ aktiv zu schützen. Ihre sportliche Expertise, persönlichen Erfahrungen sowie die Gemeinschaft wappnen die „Ball Like A Girl“-Spielerinnen gut genug, um sich souverän widersetzen zu können. „So etwas hat uns nicht daran gehindert Basketball zu spielen und eine gute Zeit zu haben“, ergänzt Marieke. 

Was der Zukunft von „Ball Like A Girl“ bevorsteht, ist bisher noch unklar. Janne und Marieke sind neuen Ideen gegenüber offen. „Es gibt auf jeden Fall viel Bewegung in die richtige Richtung, es ist eben nur ein langer Weg“, sagt Marieke. Den Weg, seien die jungen Basketballerinnen aber bereit zu gehen.



» Lara Luisa Dawurske
www.instagram.com/balllikeagirl.official


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