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Herbst 2022: Auf ein letztes Wort | Zurück

Ansgar (51), 60. Semester Sozialwissenschaften

Ansgar

Ansgar, hast du einen Moment? Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Du bist 51 geworden. Und du feierst Jubiläum, dein 60. Semester, sozusagen dein diamantenes Semester. Wie fühlt man sich?

Wie man sich fühlt, kann ich dir gar nicht sagen. Ich kann dir nur sagen, wie ich mich fühle.

Und wie fühlst du dich?
Bis gerade eben habe ich mich eigentlich ziemlich gut gefühlt. Nun bist du mir über den Weg gelaufen und ich bemerke tief in mir ein beginnendes Unwohlsein. Kennst du das? Wenn du 
schon leise ahnst, dass du demnächst über der Schüssel hängen wirst?

Wie war deine Geburtstagsparty?
Bunt. Alles wie immer. Du weißt doch, Alkohol in ausreichenden Mengen kann alle Auswirkungen von Trunkenheit hervorrufen.

Wer hat das noch gesagt? Marcel Proust, oder?
Wenn du es „Prost“ aussprichst, dann war der das bestimmt. Liegt ja nahe. Alter, du bist so ein Banause. 

Dann sag doch mal ... 
Oscar Wilde. Du weißt schon, der „wilde“ Oscar. 

Okay, den habe ich nicht so auf dem Schirm.
Natürlich nicht. Hast du noch eine Frage oder bin ich entlassen?

Du hast dich verschätzt bei unserem letzten Gespräch. Du hast gesagt, dass es in ein paar Wochen die Ukraine nicht mehr geben wird. Es ist kaum vorstellbar, aber der große Ansgar hat sich geirrt. 
Das habe ich, das stimmt. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass die Unterstützung für die Ukraine nicht so lange andauern wird. Dass sich eher die kleinen, egoistischen Arschlöcher durchsetzen, die auf die Menschen in der Ukraine pfeifen. Die die Sanktionen möglichst schnell beenden wollen und auch Waffenlieferungen ablehnen, weil Waffen ja nur den Krieg verlängern. Und so weiter. Aber wem erzähle ich das? 

Was soll das heißen?
Wenn es nach dir gegangen wäre, hätte ich mich nicht geirrt, dann wäre die Ukraine schon längst Geschichte. Das soll das heißen.

Das stimmt doch gar nicht! Und außerdem wird es ja wohl noch erlaubt sein, die Dinge ein bisschen zu hinterfragen. Ich denke einfach, dass es grundfalsch ist, dass der Krieg momentan die einzige Option zu sein scheint, die auf dem Tisch liegt. Man muss diesen Konflikt jetzt schleunigst einfrieren und wieder verhandeln.
Klar. Verhandeln. Mit Russland. Mit am Ende
300.000 zwangseingezogenen Soldaten. Richard David Precht, Michael Kretschmer, Sahra Wagenknecht und Harald Welzer spielen eine Runde Doppelkopf – und die Ukraine verliert.

Die sagen nur, dass man das alles klug hinterfragen sollte. Und vielleicht wäre es gut, ein bisschen mehr auf die Intellektuellen im Land zu hören. Warum lachst du? Jetzt beruhig dich mal wieder. Die Leute gucken schon.
Wie geil! Michael Kretschmer und die anderen Intellektuellen … Du bist heute echt wieder in Höchstform. 

Sanktionen sind jedenfalls nur dann sinnvoll, wenn sie Russland mehr schaden als uns. Und Waffen haben noch nie Frieden gestiftet.
Doch, Waffen haben den Zweiten Weltkrieg beendet. Die Deutschen haben damals fundamental auf die Fresse bekommen. Und das war gut und richtig so.

Das ist nur ein Beispiel. Und Ausnahmen bestätigen die Regel. Jedenfalls ist es jetzt so, dass unser Wohlstand akut in Gefahr gerät und damit auch die Spaltung in Deutschland weiter voranschreitet. Der Herbst wird heiß werden. 
Der Herbst wird heiß werden, weil sehr viele Idioten nur bis zum eigenen Gartenzaun denken können oder wollen. Aber gut, chartert euch ein paar Busse, fahrt nach Russland und 
verhandelt mit Putin. Precht, Kretschmer, Wagenknecht und Welzer ans Steuer und los geht’s. 

Du meinst also, du weiß es besser als unsere Intellektuellen?
Unsere angeblich Intellektuellen sind mehrheitlich leider nur großmäulige rotweingetränkte Wohlstandslappen ohne Charakter und Herz. Die haben eigentlich nur Angst um ihr schönes Leben. Mehr steckt nicht dahinter. Eine erbärmliche, feige Versammlung.

Das klingt aber sehr bitter, Ansgar. Fast hasserfüllt. 
Nein, das ist eine ganz neutrale Bestandsaufnahme. Was ist denn deine große Lösung? Wenn ich mich so umschaue, wenn ich sehe, was passiert und was leider nicht passiert, wenn ich mir all die Gestalten ansehe, die zum Ruder drängen, diese versammelten machtgeilen Idioten, dann kristallisiert sich bei mir immer mehr leider nur eine einzige Handlungsoption heraus.

Revolution?
Nein, beten!

>> Interview: VA

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