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Der Hochschulvergleich: Kulturcampus Domäne Marienburg | Zurück

Kreativ, historisch, kulturell, exklusiv – besonders. Der Kulturcampus der Universität Hildesheim, Domäne Marienburg, hat vieles zu bieten: eine historische Burg irgendwo im Nirgendwo als Unterrichtsort, Lehrkräfte mit ganz speziellen Talenten, ein ständiger kreativer Austausch unter den Studierenden. Hier werden spannende, außergewöhnliche Studiengänge gelehrt wie Szenische Künste, Kulturwissenschaften und künstlerische Praxis, Philosophie-Künste-Medien und einiges mehr. Andra studiert an der Domäne Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus. Wie ist sie dazu gekommen, was unterscheidet ihren Campus von anderen und was gefällt ihr besonders gut an ihrem Studiengang?


 

Im dritten Semester weiß Andra einiges über den Kulturcampus und wie hier in Hildesheim (beziehungsweise in Itzum, wo der Standort eigentlich zu Hause ist), der Hase läuft – oder vielleicht eher das Pferd? Denn der Kulturcampus Domäne Marienburg ist eine spätmittelalterliche Burg, umringt von Feldern, Natur und Pferdekoppeln. Wer dort studiert, sollte das Ländliche mögen und nichts gegen einen weiten Weg zur Uni haben. Ab vom Schuss beschreibt den Ort ziemlich gut. Andra braucht manchmal länger als eineinhalb Stunden zur Fakultät. Sie pendelt aus Hannover. Der Weg ist zwar ein Manko, aber es lohnt sich. „Ich habe gemerkt, dass es sich für mich rentiert, dass ich wirklich sehr viel lernen kann und vor allem halt Dinge geboten bekomme, die es so in Hannover an den Hochschulen nicht gibt. Ich habe vorher schon Literatur studiert, aber einfach auf eine ganz andere Art.“ 

Die Domäne ist eine von vier Fakultäten der Universität Hildesheim. Was unterscheidet den Hauptstandort von der Domäne? „Der Hauptcampus ist an sich erstmal ein typischer Hauptcampus einer Uni, so wie man sich das halt vorstellt. Es gibt diverse Gebäude, eine Bibliothek, einen Audimax und eine große Mensa.“ Eine Mensa gibt es an der Domäne unter anderem nicht, für Andra klar ein Minuspunkt, aber der wird gerne in Kauf genommen. Denn in ihrer Fakultät sucht man wie gesagt vergeblich nach Studiengängen wie Informatik, Psychologie oder Wirtschaftswissenschaften. Hier dreht sich alles um Kreativität, und das ist für Andra mit das Beste an ihrem Studium. „Das Feeling ist einfach ein ganz anderes, weil eben so viele kreative Menschen im Austausch sind und irgendwie zusammenkommen. Ich habe hier ganz viele tolle Menschen kennengelernt und alle haben richtig Bock, was zu produzieren. Außerdem gibt es ein Hofcafé, ein Theater, ein Atelier, eine Druckwerkstatt und ganz viele Instrumente am Campus. Also alles, was die kreative Seele so braucht.“



Wie ist Andra zu ihrem Studium gekommen?

Andras Studiengang gibt es nur sehr selten im deutschsprachigen Raum. „Der Studiengang ist super nischig, es gibt ihn insgesamt nur vier Mal.“ Studieren kann man Literarisches Schreiben und Kulturjournalismus auch noch in Köln, Leipzig und Wien. Doch Andra hat es in die Domäne verschlagen. Wieso? „Zu dem Zeitpunkt, als ich mich beworben habe, war es keine Option für mich, aus Hannover wegzuziehen. Ich komme aus Hannover und bin hier eigentlich sehr glücklich.“ Andra hat zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung noch im ersten Mastersemester Literaturwissenschaft in Hannover studiert. „Ich habe mich ehrlich gesagt nur beworben, um es gemacht zu haben. Den Studiengang habe ich schon länger verfolgt und das war so ein Traum. Aber ich habe fest damit gerechnet, abgelehnt zu werden. Ich musste es aber trotzdem probieren. Bewerben, abgelehnt werden, in Frieden weiterleben.“ An der Domäne einen Studienplatz zu bekommen, ist tatsächlich gar nicht so leicht. Die Bewerber*innenzahlen sind hoch und die Plätze arg begrenzt. „Es bewerben sich so 600 Menschen pro Jahr und in die zweite Runde kommen dann etwa 70 bis 80 Menschen. Letztlich werden dann ca. 25 genommen. Was ich zu elitär und auf jeden Fall zu kritisieren finde.“ Als Andra den Platz wider Erwarten bekommen hat, war für sie aber klar: „Das muss ich auf jeden Fall machen.“ Natürlich steigt durch die begrenzten und sehr begehrten Plätze der Druck. „Klar, man hat dann auch einen anderen Anspruch an sich selbst, wenn man zu den Wenigen gehört, die genommen wurden.“ Auf der anderen Seite sind die kleinen Studiengruppen aber sehr hilfreich. „Wir haben sehr viel Textwerkstatt, arbeiten also in kleinen Gruppen aktiv an unseren Texten, das funktioniert in diesem kleinen Rahmen natürlich besser.“ 

Mit ihren mehreren Jahren Studi-Erfahrung kann sich Andra auch ein gutes Bild über die Dozierenden machen. „An der Domäne sind sie super entspannt. Und es ist einfach schön und hilfreich, von Menschen zu lernen, die viel Erfahrung mitbringen, die schon Bücher veröffentlicht haben oder lange im Journalismus tätig sind.“ Die „Dozis“ sind für Andra also ganz klar ein Pluspunkt. Und auch den Blockseminaren kann Andra viel abgewinnen, denn hier lehren Gast-Dozent*innen und die bringen häufig noch einmal mehr Expertise mit, weil sie sich aktiv im Berufsleben und den jeweiligen Branchen bewegen. Es geht locker und familiär zu, und geduzt wird sich an der Domäne natürlich auch, was Andra in diesem „kreativen Umfeld“ sehr passend und angenehm findet. 



Wie findet Andra das Studi-Leben in Hildesheim? 

Was geht so in Hildesheim und wäre dort zu wohnen für Andra auch eine Option? „Man merkt auf jeden Fall, dass Hildesheim eine Kleinstadt ist. Das hat sicher seine Vorteile, zum Beispiel sind die Mieten mega günstig. Ich würde sagen, dass man im Schnitt für ein WG-Zimmer etwa 250 Euro bezahlt. Und dann hat man auch ein großes Zimmer in einer Altbauwohnung.“ Was das Leben und Erleben in Hildesheim angeht, sieht Andra aber doch einen deutlichen Nachteil im Vergleich zu ihrer Heimatstadt Hannover, der großen Schwester von Hildesheim. „Es gibt auf jeden Fall Gründe, wieso ich pendele.“ Sie lacht. „Mehr sage ich dazu nicht.“

Hildesheim ist zwar eine Studi-Stadt, es gibt auch die eine oder andere coole Bar, aber was das Nachtleben angeht, ist dann doch recht viel Luft nach oben. Das meiste läuft über WG-Partys ab“, erzählt Andra. „Was aber nicht unbedingt ein Problem ist, alle Menschen, die ich bisher kennengelernt habe, sind total nett und offen, man hat schnell Anschluss.“ Trotzdem ist Andra froh, wenn sie nach einem Tag in der Domäne oder auch nach einer WG-Party zurück nach Hannover fahren kann.


Macht Andra das Studium Spaß und würde sie die Domäne weiterempfehlen? 

„Ja, auf jeden Fall – wobei Spaß vielleicht das falsche Wort ist. Ich lerne dort einfach unglaublich viel, und das ist mein Anspruch an ein Studium.“ Andra findet, dass ihr spezielles Studium vor allem auch eine „Typsache“ ist. „Das muss schon zu einem passen. Und für mich passt es total. Da lohnt sich auch die Pendelei, das ist es absolut wert.“




Kurz in Zahlen:
9696 Studierende (Stand WiSe 22/23)
2460 Lehrende und Hilfskräfte
5 Fakultäten, 7 Akademische Einrichtungen, 8 Forschungszentren
Studiengebühren: 321 Euro pro Semester
in regulären Bachelor- und Master-Studiengängen


>> Interview: Pia Frenk
>> Bilder: Isa Lange, Andra, Jana Schütze, Jannis Lange


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